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Onefootball·18. Juni 2018

Fünf Dinge, die das deutsche Team dringend ändern muss

Artikelbild:Fünf Dinge, die das deutsche Team dringend ändern muss

Eine Niederlage gehört zum Fußball, doch das 0:1 gegen Mexiko glich einem Offenbarungseid. Vor dem deutschen Team liegt nun jede Menge Arbeit. Hier sind fünf Dinge, die sich bis Samstag dringend ändern müssen.

1. Mut zum Chaos

Über den Zeitraum einer Dekade dominierten im Weltfußball Teams, die den Ballbesitz auf ihrer Seite hatten. Der FC Barcelona galt als großes Vorbild dieser Spielphilosophie. Auch das deutsche Team ließ über Jahre den Ball meisterhaft zirkulieren, doch die vergangenen Spiele von Löws Elf haben auch gezeigt, dass die Mannschaft manchmal Ballbesitz als Selbstzweck definiert – und dabei das überraschende Element vergisst. So entstehen zwar zauberhafte Ballbesitzwerte, aber Raumgewinn und Torchancen sind eher Mangelware. Die deutschen Spieler müssen wieder daran glauben, dass sich ein Dribbling lohnt, dass eine unorthodoxe Bewegung Räume aufreißen kann, dass das Chaos im Fußball vor dem Tor immer siegt. Özil, Müller, Werner, Reus, Draxler, Brandt: Die deutsche Mannschaft hat ausreichend Spieler, die anarchisch kicken können. Man muss sie nur lassen. Dass Leroy Sané in dieser Aufzählung fehlt, könnte sich aber schon mal rächen. Diese Spieler müssen aber das Vertrauen der Mannschaft spüre, dass Dribblings gewollt sind. Die WM hat zudem gezeigt, dass es keine epischen Klatschen mehr gibt, da alle Mannschaften verteidigen können. Aber die wenigsten Teams haben bisher kreativ nach vorne spielen. Die deutsche Mannschaft kann das, wenn man sie von der Leine lässt.


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2. Mehr Flexibilität

Im Grunde haben die Mexikaner die deutsche Elf mit einfachsten Mittel besiegt: Toni Kroos wurde in Manndeckung genommen, das deutsche Angriffsspiel damit komplett lahmgelegt. Hinten lauerten die Mexikaner auf Ballverluste und konterten eiskalt über die blanken Außenbahnen. Hätten Chicharito und Co. ihre Chancen mit mehr Ruhe ausgespielt – und die Zeit war durchaus da – hätte aus dem 0:1 locker ein 0:4 werden können. Es war umso erstaunlicher, dass die deutsche Mannschaft es nicht schaffte, ihr Spiel umzustellen. 90 Minuten lang wirkte die deutsche Elf ratlos, gehemmt, spielte irgendwie mit angezogener Handbremse. Ganz so, als könnten die Spieler nicht fassen, dass ihr Spiel entschlüsselt wurde. Nun liegt es an Löw und seiner Mannschaft, zu zeigen, dass einen Plan B und C gibt, der es nicht so leicht macht, den amtierenden Weltmeister alt aussehen zu lassen.

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3. Der Teamspirit

Mats Hummels öffentliche Kritik nach dem Abpfiff kann man gar nicht genug loben. Denn erstmals nach langer Zeit zeigte ein Spieler offen sein Seelenleben, statt mit Sätzen aus dem Phrasenbaukasten um sich zu werfen. Hummels Aussagen zeigten aber auch, dass es in der Mannschaft nicht zu stimmen scheint. Dass offenbar verschiedene Interessen (Defensive Stabilität vs. Offensive Akzente) aufeinander stoßen. Dass die ausgegebene Spielidee kein Konsens ist. Und dass es intern rumort. Nun ist es an der Mannschaft, sich zusammenzuraufen und ein gemeinsames Ziel zu definieren. Vielleicht sogar ein bestehendes zu justieren. Ein dreckiger Sieg kann eine Mannschaft wieder zusammenschweißen, das müssen nur alle auch so wollen und verstehen.

4. Vorbereitung hinterfragen

Das Team hinter der Mannschaft macht seit Jahren hervorragende Arbeit. Analysten und Co-Trainer galten als stille Architekten des WM-Gewinns 2014. Doch ihre Arbeit wurde beim WM-Auftakt ad absurdum geführt. Auch wenn Mexikos Trainer Osorio in nahezu jedem Spiel der vergangenen zwei Jahre eine andere Aufstellung und eine andere Taktik ausprobierte, hätte die deutsche Mannschaft auf die Spielweise der Mexikaner vorbereitet sein müssen. Sie war es nicht. Das gaben Spieler, Trainer und Oliver Bierhoff im Anschluss unverblümt zu. Eigentlich ein Armutszeugnis, wenn man einen Stab voll Menschen beschäftigt, die den Gegner entschlüsseln sollen. Und ein Trainerteam, das die Richtung vorgibt. Es war ein Fehler, der erkannt wurde. Nun ist noch genug Zeit, um zu beweisen, dass das System funktioniert.

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5. Wagenburg aufbrechen

Der DFB hat es geschafft, aus dem sympathischen Weltmeistermannschaft von 2014 eine eiskalte Marketingmaschine zu machen. Der DFB und sein Konstrukt „Die Mannschaft“ starteten mit dem Hashtagungetüm #zsmmn in die WM. Aber alles, was sie machen, erweckt eher den Eindruck, als sei man am liebsten allein bei sich. Das spüren Fans und Journalisten – und so entsteht eine Stimmung gegen die Mannschaft als für sie. Der DFB hat sich also klassisch verzockt, weil er auch auf diesem Feld unglaubwürdig agiert. Das PR-Desaster rund um die Gündogan/Özil-Fotos ist nur ein Beispiel. Dass der Verband nach der Niederlage auch gleich eine Mediensperre verhängte, passt bestens ins Bild. Nun müssen Mannschaft und Verband akzeptieren, dass es ohne Unterstützung von außen vielleicht doch nicht geht. Dass sich Verstecken nicht die beste Idee ist, sondern die Offensive. Weil ein Funke auf eine Mannschaft überspringen kann, man muss ihn nur erstmal zum glühen bringen – und nicht im Keim ersticken. Kritik ist und muss erlaubt sein. Von allen Außenstehenden ist sie explizit gewünscht. Fans, die man über Jahre indoktriniert hat, wollen wissen, was mit ihren Helden los ist. Sonst kann die Stimmung gänzlich kippen.