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Niklas Levinsohn·23. Dezember 2018

Kommentar zur Herrlich-Entlassung: Ganz schlechter Stil

Artikelbild:Kommentar zur Herrlich-Entlassung: Ganz schlechter Stil

Ein professioneller Fußballverein muss sicher nicht auf den Kalender Rücksicht nehmen, wenn es um sportliche Entscheidungen geht. Insofern ist es selbstverständlich gestattet, einen Trainer nötigenfalls auch einen Tag vor Heiligabend vor die Tür zu setzen. So heute Vormittag in Leverkusen geschehen, wo Heiko Herrlich seinen Hut nehmen musste.

Die Art und Weise, wie die Entlassung des 47-Jährigen kommuniziert wurde, ist allerdings an Stillosigkeit kaum zu überbieten. Ohne Vorwarnung sprang den Besuchern der Twitter-Seite der Werkself um kurz nach elf das Gesicht von Peter Bosz entgegen, der fortan laut Vertrag bis 2020 in Leverkusen an der Seitenlinie stehen wird.


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Dass Heiko Herrlich nicht mehr Cheftrainer unterm Bayer-Kreuz ist, wurde zuvor mit keiner Silbe erwähnt. Um das in Erfahrung zu bringen, musste zunächst einmal der geteilte Link zur vereinseigenen Website angeklickt werden. Wäre es wirklich zu viel verlangt gewesen, erst die Trennung von Herrlich zu verkünden, womöglich sogar garniert mit einem Dank für die Zusammenarbeit, und im Anschluss den designierten Nachfolger vorzustellen? Wohl kaum.

Auch die Gründe für die Freistellung des ehemaligen Regensburg-Coaches klingen nur bedingt nachvollziehbar. Geschäftsführer Sport Rudi Völler rechtfertigte die Entscheidung im offiziellen Klubstatement mit einer „Stagnation in der Entwicklung des Teams“. Dieses vermeintlich stagnierende Team hat in den letzten sechs Ligapartien allerdings 13 Punkte geholt und gerade erst wieder den Anschluss an die internationalen Ränge hergestellt. Viele Vereine wären froh, auf diesem Level zu stagnieren.

Entsprechend dürfte sich Herrlich ein wenig für dumm verkauft vorkommen, wenn er jetzt durch Peter Bosz ersetzt wird. Ausgerechnet der Trainer, der bei Borussia Dortmund in der Vorsaison mit seinem eindimensionalen Spielstil so krachend gescheitert ist.

Heiko Herrlich ist jedenfalls zu wünschen, dass er die Weihnachtstage trotz dieser peinlichen Posse genießen kann. Die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen hingegen, allen voran Rudi Völler, sollten die Feiertage nutzen, um mal einen kritischen Blick auf sich selbst werfen.

Erst Ende Oktober hatte Völler nämlich ‚Sky‘ in seiner gewohnt aufbrausenden Art vorgeworfen, der Bezahlsender hätte Herrlich mit Fragen zu seiner Jobsicherheit nach dem 6:2-Sieg in Bremen „vorgeführt“. Wenn er den Fußball jemals wirklich geliebt hat, sollte er nun genauso hart mit sich selbst ins Gericht gehen.