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Helge Wohltmann·4. Mai 2019

Kommentar: Die Handspielregel ist der letzte Witz

Artikelbild:Kommentar: Die Handspielregel ist der letzte Witz

Man kann es nicht mehr anders sagen. Es herrscht völlige Willkür, wann in der Bundesliga ein Handspiel gegeben wird und wann nicht.

Dass Schiri-Chef Lutz-Michael Fröhlich vor ein paar Tagen auf ‚dfb.de‘ behauptete, die Handspiel-Regel werde „insgesamt sehr konsequent und berechenbar“ umgesetzt, flog ihn schon einen Spieltag später wieder um die Ohren. In Berlin wurde ein klares Handspiel von Karim Rekik übersehen, während in München plötzlich ein Elfmeter gegeben wurde, wo sich Jérôme Boateng wohl am liebsten beide Arme ausgerissen hätte, um künftig keinen Elfer mehr verursachen zu können.


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Er versuchte sich noch wegzudrehen, hatte den Arm am Körper, wurde angeschossen und trotzdem zeigte Christian Dingert auf den Punkt. Wer jetzt dachte, dass den Schiri lediglich die Wahrnehmung getäuscht hatte, wurde eines Besseren belehrt, denn Dingert schaute sich die Szene sogar nochmal auf dem Bildschirm an und entschied dann auf Strafstoß. Selbst der gerne mal die Schiedsrichter verteidigende ‚Sky‘-Experte Markus Merk konnte sich die Entscheidung nicht mehr erklären.

Im Abendspiel ging es dann gleich weiter. Mario Götze nutzte seinen Arm, um einen Ball im Strafraum zu kontrollieren, aber es gab keinen Elfmeter. Florian Kohfeldt wollte dem Schiedsrichter aber keinen Vorwurf machen, „denn ich glaube, sie wissen selber nicht mehr, was sie pfeifen“, sagte Kohfeldt bei ‚Sky‘.

Keine Woche vergeht, in der wir nicht ratlos vor den Entscheidungen der Schiedsrichter stehen. Julian Weigl wurde vor einer Woche im Zweikampf um den Ball aus einem Meter Entfernung von Breel Embolo an die Hand geschossen und wurde dafür bestraft, dass er seine Hand während dieser Szene nicht komplett an den Körper angelegt hatte. Wie er sein Gleichgewicht sonst hätte halten sollen, wird ein Geheimnis der Schiedsrichter bleiben. Vielleicht werden bald Stützräder für die Profis eingeführt.

„Es ist sehr schwer, das zu verdauen. Das habe ich nie erlebt“, schimpfte Lucien Favre danach in der ‚ARD‘. „Das ist so lächerlich. Die das erfunden haben, das ist ein Skandal.“ Von manchen wurde ihm vorgeworfen, er würde nach der Niederlage im Derby nach Ausreden suchen. Dass er inhaltlich recht hat, bleibt dennoch Fakt.

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Auch die Bayern hat es bereits erwischt. Knapp zwei Wochen vor Weigl hatte Mats Hummels ebenfalls aus einem Meter Entfernung die Kugel an die Hand geschossen bekommen. Diesmal von seinem eigenen Mitspieler. Dass er dafür auch nicht viel konnte, war dann aber auch egal. Es gab Elfmeter. „Ich weiß ja nicht, wie Restdeutschland das sieht, das würde ich sogar vorne als Stürmer nicht als Elfmeter haben wollen. Wenn ich den bei uns bekomme, dann schiebe ich ihn absichtlich daneben, glaube ich“, schimpfteMannschaftskollege Thomas Müller bei ‚Sky‘.

Werder-Trainer Kohfeldt wusste schon nach dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt Ende Januar nicht mehr weiter, als Luka Jović vor einem SGE-Treffer den Ball mit der Hand gespielt hatte, dieses Vergehen aber nicht geahndet wurde: „Niklas (Moisander, d. Red.) hat in Freiburg vor drei Monaten oder so aus einem Meter den Ball mit 400 km/h an die Hand geschossen gekriegt und da heißt es: Absicht spielt keine Rolle. Heute muss ich mir anhören: Absicht spielt eine Rolle“, so Kohfeldt laut ‚Weser-Kurier‘.

Willi Orban von Leipzig gegen Stuttgart und Mitchell Weiser (Leverkusen) im Pokal-Spiel gegen Leipzig sind weitere Beispiele für unverständliche Handspielentscheidungen. Es ist nicht nur ein Gefühl, dass plötzlich deutlich mehr Handelfmeter gepfiffen werden. Am 32. Spieltag ist der Bundesliga-Rekord aus der Saison 1967/68 längst pulverisiert. 30 Handelfmeter wurden in dieser Saison gegeben. 1967/68 waren es 23. Pro Saison gab es im Schnitt nur 11,7 Handelfmeter, berichtet der ‚kicker‘. Da läuft doch etwas falsch!

Zumal es auch in die andere Richtung geht, wie nicht nur das Beispiel Rekik zeigt: Am 2. Februar verlor Hummels einen Ball gegen Leverkusen und wurde danach vom Volland-Schuss am ausgestreckten Arm getroffen. Dafür gab es wiederum keinen Elfmeter und keiner wusste warum. Man könnte noch viele solche Beispiele aufzählen und würde nicht zum Ende kommen. Wohl jeder Fan hat seine eigene private Horrorstory in Sachen Handspiel zu berichten.

Fakt ist: Die Regel in ihrer aktuellen Form und vor allem ihre Auslegung durch die Schiedsrichter wird ihrem Zweck nicht gerecht. Wenn kein Spieler, Trainer, Experte oder Zuschauer mehr versteht, wann ein Handspiel ein strafbares Handspiel ist, sollte man sich Gedanken machen.