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·3. Mai 2024

Das größte Stadtderby aller Zeiten? Der HSV spielt auch um das eigene Selbstverständnis

Artikelbild:Das größte Stadtderby aller Zeiten? Der HSV spielt auch um das eigene Selbstverständnis

Heute Abend steigt das Hamburger Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli. Dabei geht es nur nebensächlich um die Stadtmeisterschaft. Für die Rothosen geht es in erster Linie darum, die vielleicht größte Demütigung ihrer Vereinsgeschichte abzuwenden.

Der HSV empfängt St. Pauli: Noch nie ging es um so viel

Es ist angerichtet für das womöglich größte Spiel, das jemals zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli ausgetragen wurde. Dass das kein unnötig herangezogener Superlativ ist, wird anhand mehrerer außergewöhnlicher Konstellationen deutlich.


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Die Tatsache, dass das vermeintlich „kleine“ St. Pauli im Stadion des „großen“ Rivalen den Aufstieg in die Bundesliga klarmachen kann, ist alleine schon verrückt genug. Drei Spieltage vor Saisonschluss haben die Kiezkicker einen Sieben-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz, den derzeit Fortuna Düsseldorf inne hat. Die Ausgangsposition ist so simpel wie eindeutig: Gewinnt der FC St. Pauli heute Abend im Volksparkstadion, so ist der erste Bundesliga-Aufstieg seit 2010 unter Dach und Fach gebracht. Ganz egal, was die Fortuna im Parallelspiel gegen den FC Nürnberg macht.

Doch es kommt noch kurioser: Angesichts der aktuellen Tabellensituation wäre ein vorzeitiger Aufstieg des Erzrivalen für den HSV sogar wünschenswert. Natürlich nur unter der Bedingung, dass die Mannschaft von Steffen Baumgart heute ihre Hausaufgaben macht und einen Derbysieg feiert. Lässt Düsseldorf gegen Nürnberg federn und verliert, wären die „Boys in Brown“ auch bei einer Derbyniederlage durch und der HSV hätte den Rückstand auf Platz drei zeitgleich auf einen Punkt verkürzt. Ein Win-Win für beide hanseatischen Klubs also.

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(Photo by Joern Pollex/Getty Images)

Eine Pleite dagegen wäre für die Rothosen absolut fatal und würde einer der größten Demütigungen in der langen und ruhmreichen Vereinsgeschichte gleichkommen. Den ungeliebten Rivalen vom Kiez im eigenen Stadion feiern zu sehen, wäre bei einem Sieg und der damit wieder realistischer gewordenen eigenen Aufstiegschance vielleicht noch erträglich, wohingegen eine Pleite für die aller meisten HSV Fans eine geradezu apokalyptische Bedeutung hätte. St. Pauli wäre Stadtmeister und Aufsteiger zugleich, während der einstige Bundesliga-Dino bei einem Dreier von Fortuna Düsseldorf sogar sämtliche Chancen auf Platz drei verspielt hätte.

Zeitenwende in der Hansestadt?

So oder so steht eine Sache schon jetzt fest: Der FC St. Pauli wird erstmals in der Geschichte des Profifußballs am Saisonende vor dem Hamburger SV stehen. Das Szenario, in der nächsten Saison auch erstmals in einer höheren Liga zu spielen, dürfte für die Anhängerschaft des Kiezklubs wie Musik in den eigenen Ohren klingen. Bahnt sich in der nördlichsten Millionenstadt Deutschlands also gerade eine Wachablösung an?

Geht es nach Bernd Wehmeyer, aktueller Vize-Präsident und absolute Vereinsikone des HSV, so hat der vermeintliche Stadtteilklub schon jetzt für neue Verhältnisse gesorgt. ‚‚Rein sportlich gesehen müssen wir konstatieren, dass St. Pauli einen Schritt weiter ist als wir. Rein sportlich ist St. Pauli aktuell die Nummer eins“, resümierte der Champions-League-Sieger von 1983 unter der Woche gegenüber dem kicker.

Um das Standing in der Stadt macht sich der 71-Jährige allerdings keinerlei Sorgen. ‚‚Ich fürchte keine unmittelbaren Auswirkungen. Unsere Anhängerschaft wird uns treu bleiben, und bei den Sponsoren gibt es ebenfalls klare Signale. Die Größe des HSV liegt ja auch in der Vergangenheit begründet“, so Wehmeyer.

Für den Moment ist der sechsmalige deutsche Meister allerdings gut damit beraten, in der Gegenwart zu leben. Gegen den ungeliebten Nachbarn vom Millerntor spielt der HSV nicht nur um die Stadtmeisterschaft und um ein mögliches Relegationsticket, sondern auch ein großes Stück weit um das eigene Selbstverständnis. Die Rothosen haben heute Abend einiges zu gewinnen. Aber auch alles zu verlieren.

(Photo by Joern Pollex/Getty Images)

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