Der BVB im Halbfinale: Ein Rückblick | OneFootball

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Borussia Dortmund

·1. Mai 2024

Der BVB im Halbfinale: Ein Rückblick

Artikelbild:Der BVB im Halbfinale: Ein Rückblick

Zum neunten Mal steht Borussia Dortmund im Halbfinale eines Europapokals, zum fünften Mal im Landesmeister-Wettbewerb bzw. in der UEFA Champions League. Ein Rückblick auf große Spiele gegen Mailand, Manchester und Madrid…

Saison 1963/64 – Inter Mailand

Vor 60 Jahren, in der Saison 1963/64, qualifizierte sich Schwarzgelb über Lynn Oslo sowie in den legendären Duellen mit Benfica Lissabon und Dukla Prag erstmals fürs Halbfinale im Europapokal der Landesmeister. Dort traf der BVB am 15. April 1964 auf Inter Mailand. Das Team von Helenio Herrera war zu diesem Zeitpunkt das glanzvolle Aushängeschild des italienischen Fußballs.


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In der Roten Erde spielte der BVB vor offiziell 42.356 Zuschauern groß auf. Zwar ging Inter durch Sandro Mazzola bereits in der vierten Minute in Führung, doch Franz Brungs sorgte mit zwei Treffern innerhalb von nur fünf Minuten (23./28.) für ein 2:1. Mario Corsos 2:2 vier Minuten vor der Pause bedeutete auch schon den Endstand. Brungs traf zwar noch ein drittes Mal, aber eine fragwürdige Abseits-Entscheidung verwehrte die Anerkennung.

Italiens Zeitungen waren voll des Lobes. So schrieb Corriere dello Sport: „Wir wissen nicht, welche andere Mannschaft eine Niederlage in diesem Dortmunder Hexenkessel, der zum Grab für Benfica Lissabon wurde, hätte vermeiden können, nachdem sie einmal im Rückstand lag. Torwart Sarti kam das Hauptverdienst am Unentschieden zu. Einige seiner Paraden waren märchenhaft.“ Über Borussia hieß es weiter: „Mittelstürmer Brungs hat uns am meisten mit seinem unübertrefflichen Kopfballspiel imponiert. Aber das größte Merkmal der deutschen Mannschaft war ihr Tempo.“

Das Rückspiel verlor der BVB vor 90.000 Besuchern in San Siro mit 0:2. Inter mit seinen Defensiv-Künstlern hatte das Spiel spektakulär begonnen und Torwart Hans Tilkowski in der Anfangsphase zu Glanztaten gezwungen. Aber zum Entsetzen der Italiener fand Borussia immer besser ins Spiel, kontrollierte Ball und Gegner. Doch drei Minuten nach der Pause erzielte Mazzola das 1:0, Jair machte eine Viertelstunde vor Schluss alles klar für Inter, das auch das spätere Finale in Wien gegen Real Madrid mit 3:1 gewann.

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Saison 1996/97 – Manchester United

Es dauerte 33 Jahre, bis der BVB zum zweiten Mal ein Halbfinale im Landesmeister-Wettbewerb, der nun Champions League hieß, erreichte. Die Vorzeichen standen nicht gut vor dem Duell mit Manchester United. Eine Mannschaft gespickt mit Stars forderte Borussia Dortmund heraus, den Deutschen Meister von 1995 und 1996, aber 1997 nur noch ein Schatten dieser beiden Jahre.

Ottmar Hitzfeld musste im Hinspiel auf Karlheinz Riedle, Steffen Freund, Julio Cesar, Stéphane Chapuisat, Jürgen Kohler, Rene Schneider und Ibrahim Tanko verzichten. Alle verletzt. Zudem war Matthias Sammer gesperrt. Es wurde ein Kampfspiel auf schwierigstem Boden, denn es waren die Jahre, in denen der Rasen im Westfalenstadion bis ins Frühjahr hinein eher an einen Acker erinnerte. Auf dem war Geduld gefragt, weil Manchester United hinten sicher stand und nach vorne wenig unternahm, während Borussia die nötige Kreativität und die Ideen abgingen, um das Bollwerk zu knacken. Nichts für die Fußball-Ästheten unter den 48.500 Zuschauern also.

Nach der Pause wurden die Gäste mutiger. Nicky Butt scheiterte am linken Pfosten, und auch bei David Beckhams Schuss war BVB-Torwart Stefan Klos schon geschlagen – doch Martin Kree rauschte aus dem Nichts heran und erwischte den Ball kurz vor der Linie. 0:0 – und noch eine Viertelstunde zu spielen, als Paulo Sousa im Mittelfeld einen englischen Befreiungsschlag abfing und dann etwas ganz und gar Unglaubliches geschah. René Tretschok, Dortmunds Ersatzstürmer, dem bis dahin wenig gelungen war, stibitzte dem divenhaften Portugiesen das Leder vom Fuß. Tretschok zog beherzt ab – 1:0! Das Westfalenstadion bebte.

Der Treffer setzte Manchester für das Rückspiel in Old Trafford, dem „Theatre of dreams“ (Theater der Träume), unter Druck. Der wuchs weiter, als Lars Ricken den BVB (ohne Sammer, Cesar, Sousa und Freund) schon nach acht Minuten in Führung brachte und in der Addition auf 2:0 erhöhte. Ein Schuss aus der Drehung, den Peter Schmeichel wohl gehalten hätte, wäre er nicht leicht abgefälscht worden. United brauchte nun drei Tore. Und hatte Chancen genug, um (mindestens) drei Tore zu machen. Doch symbolisch für die vergeblichen Angriffsbemühungen der Engländer steht bis in alle Ewigkeit die 18. Minute. Die Szene, die Jürgen Kohler zum „Fußball-Gott“ machte; seine Rettungstat, auf dem Rücken liegend und wie ein Käfer mit den Beinen zappelnd.

Borussia fand kaum Mittel, um für Entlastung zu sorgen. Aber das Rumpfteam kämpfte heldenhaft. Und wurde nach dem Schlusspfiff nicht nur von den 3400 eigenen Fans gefeiert. Auch die gut 50.000 englischen Zuschauer spendeten dem Gast minutenlang Applaus.

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Saison 1997/98 – Real Madrid

Im Frühjahr 1998 wartete Real Madrid im Halbfinale der Königsklasee. Das Hinspiel fand passenderweise am 1. April statt, und das, was sich im Estadio Santiago Bernabeu abspielte, erinnerte dann auch an einen Aprilscherz. Hierzu gibt es sogar einen Wikipedia-Eintrag: „Vor Beginn der Partie hatten spanische Fans den Schutzzaun hinter einem der Tore erklommen. Der Zaun knickte infolgedessen um 20:43 Uhr in Richtung der Zuschauertribünen um und riss das daran befestigte Tor mit. Die Partie hätte kurz darauf um 20:45 Uhr beginnen sollen; wegen des umgefallenen Tores war das nun nicht möglich. Spieler und Trainer mussten das Spielfeld wieder verlassen. Erst nach über einer Stunde konnte ein neues Tor von Real Madrids Trainingsgelände ins Stadion gebracht und aufgestellt werden. Nach Überprüfung durch den Schiedsrichter wurde das Spiel mit 76-minütiger Verspätung angepfiffen.“

Die UEFA-Verantwortlichen hatten zuvor das Reglement gedehnt und die Borussen dazu verdonnert, in der Kabine auf einen möglichen Anpfiff zu warten. Derweil spielten sich nur TV-Kommentator Marcel Reif und -Moderator Günther Jauch die Bälle zu. „Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gutgetan.“ – „Für alle die, die nicht rechtzeitig eingeschaltet haben, das erste Tor ist schon gefallen!“ Um 22:36 Uhr sowie um 23:32 Uhr fielen dann tatsächlich zwei Treffer durch Morientes und Christian Karembeu zum 2:0-Sieg für Real.

Mit viel Einsatz und Engagement versuchte die Borussia, den 0:2-Rückstand aus dem Hinspiel wettzumachen, doch trotz einiger guter Chancen gelang kein Torerfolg. Besonders dem jungen Ibrahim Tanko fehlten Glück und Cleverness im Abschluss. Roberto Carlos traf mit einem seiner gefürchteten Freistöße zwar die Unterkante der Latte, doch meistens hatten der umsichtige Libero Manfred Binz und seine beiden Manndecker alles fest im Griff. Vorne gelangen nicht die benötigen Treffer. Nach dem 0:0 war Borussia ausgeschieden…

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Saison 2012/13 – Real Madrid

… und revanchierte sich 15 Jahre später mit einer Leistung, wie man sie selten erlebt hatte. Millionen saßen weltweit vor den Fernsehschirmen, als Schwarzgelb den größten Klub der Welt zum Halbfinal-Hinspiel um die Königsklasse herausforderte. 65.829 Menschen hatten sich Eintrittskarten sichern können für das spektakuläre Heimspiel. Die Stimmung war von der ersten Sekunde an bombastisch. Und sie explodierte erstmals, als Robert Lewandowski den Deutschen Meister nach sieben Minuten und 39 Sekunden mit 1:0 in Führung schoss. Im Anschluss kam Real aus dem Nichts durch Ronaldo zum Ausgleich (43.). Doch mit einem lupenreinen Hattrick schoss Lewandowski die Borussia bis zur 67. Minute mit 4:1 in Front. Borussia spielte wie im Rausch. In der Schlussphase rettete Roman Weidenfeller zweimal den auf dem Papier klaren Vorsprung, der in den Schlussminuten des Rückspiels jedoch wie Eis in der Sonne schmolz.

Im Rückspiel schlug Madrid ein irres Tempo an. Angriffswelle auf Angriffswelle rollte in den ersten 15 Minuten auf das BVB-Tor zu. Doch dort stand Roman Weidenfeller, der sich in Weltklasseform präsentierte. Bereits in der vierten Minute tauchte Gonzalo Higuain frei vor dem Kasten auf, kam aber nicht an Weidenfeller vorbei. Irre, wie er Ronaldos Dropkick aus kürzester Distanz abwehrte (13.). Nach einer halben Stunde kam Borussia besser ins Spiel und schaffte es, den Spielaufbau der Madrilenen zu stören. In der Pause flickten und wässerten die Greenkeeper nur jene Spielhälfte, in der Madrid auch im zweiten Durchgang ein Powerplay aufziehen wollte. Doch der BVB, der in Halbzeit eins eine Riesenmöglichkeit durch Lewandowski ausgelassen hatte, war nun dem 1:0 näher als Real. Lewandowski scheiterte mit seinem satten Schuss an der Unterseite der Torlatte (50.). Das Zittern frühzeitig beenden können hätte auch Ilkay Gündogan nach gut einer Stunde. Nach Marco Reus‘ Querpass in den Rücken der Abwehr kam er aus sieben Metern freistehend zum Abschluss, schoss aber Torwart Diego Lopez an.

Acht Minuten vor dem Abpfiff erwachte das Bernabeu wieder: Karim Benzema drückte die Kugel aus kürzester Distanz in die Maschen. Real fehlten jetzt noch zwei Tore. Weidenfeller lenkte Benzemas Geschoss zur Ecke (88.) und war chancenlos, als Sergio Ramos Benzemas Rückpass von der Grundlinie zum 2:0 unter die Latte knallte (88.). Doch die Schwarzgelben ließen keinen weiteren Gegentreffer zu und jubelten am Ende über den Einzug ins Finale.

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