Müller-Wohlfahrt: Darum haben die Bayern so viele Verletzte | OneFootball

Müller-Wohlfahrt: Darum haben die Bayern so viele Verletzte | OneFootball

Icon: FCBinside.de

FCBinside.de

·20. April 2024

Müller-Wohlfahrt: Darum haben die Bayern so viele Verletzte

Artikelbild:Müller-Wohlfahrt: Darum haben die Bayern so viele Verletzte

Die Verletztenmisere des FC Bayern nimmt in dieser Saison rekordverdächtige Ausmaße an. Arzt-Legende Dr. Müller-Wohlfahrt nennt nun die Gründe und nimmt Trainer Thomas Tuchel in Schutz.

Allein 24 Muskelblessuren hat der Rekordmeister in dieser Spielzeit schon zu verzeichnen. Thomas Tuchel hatte in der laufenden Saison fast nie den kompletten Kader zur Verfügung. Zuletzt erwischte es ausgerechnet Serge Gnabry (Muskelfaserriss im Oberschenkel) und Kingsley Coman (Adduktorenverletzung), die gerade erst von längeren Verletzungspausen zurückgekehrt waren.


OneFootball Videos


Die hohe Zahl an Ausfällen bereitet dem FCB Kopfzerbrechen, schon länger wird über die möglichen Ursachen diskutiert. Mit Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hat sich nun ein wahrer Experte auf diesem Gebiet zu den Gründen für die vielen Verletzten geäußert. An Thomas Tuchel liege es jedenfalls nicht, stellte der langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern klar.

“Es ist nicht die Schuld des Trainers. Thomas Tuchel hat in Sachen Training und Belastungssteuerung einen sehr guten Ruf. Er ist der Leidtragende, immer wieder muss er die Mannschaft neu formieren. Das ist schon eine enorme Schwächung für einen Klub”, sagte Müller-Wohlfahrt in der Welt am Sonntag.

Die Ursachen sind seiner Meinung nach allgemeiner Natur. “Die moderne Sportmedizin befindet sich nicht im Stillstand, sondern in der Rückentwicklung”, kritisierte der 81-Jährige: “Ich sehe ein grundsätzliches Problem im Profifußball. In der Bundesliga, aber auch in der englischen, spanischen, italienischen und französischen Liga.”

Müller-Wohlfahrt kritisiert seine Nachfolger

Müller-Wohlfahrt war von 1977 bis 2015 und 2017 bis 2020 Mannschaftsarzt bei den Bayern. Aufgrund seiner herausragenden Fähigkeiten wurden ihm einst “magische Hände und Finger” attestiert. Eine Fertigkeit, die er bei seinen Nachfolgern vermisst. “Die Kernspin-Technik. Ihr wird ein deutlich zu hoher Stellenwert eingeräumt. Der Glaube an sie ist viel zu groß geworden. Die Fähigkeit, mit den Händen zu diagnostizieren, geht verloren. Die Vereine und die Trainer sind die Leidtragenden dieser Entwicklung”, führte die FCB-Legende aus.

Ein Sportmediziner sollte eine Verletzung sofort ertasten können, betonte Müller-Wohlfahrt, “gerade auf dem Level der Bundesliga. Jeder Sportarzt sollte noch auf dem Rasen oder spätestens in der Kabine eine Diagnose stellen können.” So aber würden viele Fehler passieren: “Die Diagnosen werden heute zu spät und oft nicht richtig gestellt.”

Müller-Wohlfahrt ging weiter ins Detail: “Oft werden die Kernspin-Diagnosen von den Ärzten nicht manuell überprüft oder abgeglichen. Folglich stimmen die Diagnosen oft nicht. Die Sprache des Muskels wird viel zu wenig gehört. Die Technik kann die Hände nicht ersetzen. Das wird sie niemals können.”

Der Hybridrasen in der Allianz Arena und an der Säbener Straße wurde schon oft als Grund für die vielen Verltzungen genannt, zuletzt auch vom früheren TV-Kommentator Marcel Reif. Für Müller-Wohlfahrt scheidet der Untergrund als Ursache aber aus: “Ganz klares Nein! Ein solcher Rasen ist heute Standard. Einen ähnlichen hatten wir schon unter Pep Guardiola. Der wurde sogar gewechselt, war aber nicht schuld an den Verletzungen damals.”

Laut Müller-Wohlfahrt hat die Verletztenmisere auch mit dazu beigetragen, dass die Bayern in dieser Saison die Meisterschaft verpasst haben. Die Spielzeit “wäre mit weniger Verletzten anders gelaufen, das kann man sicher sagen. Für den Trainer ist es untragbar, dass er ständig Stammspieler ersetzen muss. Und selbst nichts dafür kann.”

Impressum des Publishers ansehen