Wie im Traum | OneFootball

Wie im Traum | OneFootball

In partnership with

Yahoo sports
Icon: Rund um den Brustring

Rund um den Brustring

·20. Mai 2024

Wie im Traum

Artikelbild:Wie im Traum

VIZEMEISTER!

Erin­nert Ihr Euch noch an Euer ers­tes Spiel im Neckar­sta­di­on? Viel­leicht wart ihr damals noch Kin­der und seid mit Euren Eltern und gro­ßen Augen durch die Mer­ce­des­stra­ße zur Heim­spiel­stät­te des VfB Stutt­gart von 1893 spa­ziert, hin­ein in die­ses gro­ße Sta­di­on. Strah­len­der Son­nen­schein, vol­les Haus. Wie die Tabel­le aus­sieht? Wisst ihr nicht, aber der VfB soll heu­te auf jeden Fall gewin­nen. Und am Ende passt alles: Vie­le Tore, über­bor­den­de Emo­tio­nen, der per­fek­te Tag im Sta­di­on. Was ein sehr gutes ers­tes Sta­di­on­er­leb­nis sein könn­te — mei­nes war in Wirk­lich­keit der ver­spiel­te UEFA-Cup-Ein­zug beim 3:3 gegen Bie­le­feld vor 24 Jah­ren — ist in Wirk­lich­keit mein bis zum Beginn der neu­en Sai­son letz­ter Sta­di­on­be­such gewe­sen. Der VfB schlägt Glad­bach mit 4:0, ein Tor ist schö­ner als das ande­re. Die Cannstat­ter Kur­ve erstrahlt vor Anpfiff mit einer atem­be­rau­ben­den Cho­reo. Zwi­schen­durch fan­gen die Ama­teu­re noch die Kickers auf dem Weg zum Dritt­li­ga-Auf­stieg ab und spä­ter ver­spie­len die Bay­ern noch eine 2:0‑Führung und den zwei­ten Platz. An uns! Der VfB ist zum drit­ten Mal nach 1979 — als man mit Schwung aus der zwei­ten Liga nach oben stürm­te — und 2003 — als Felix Maga­th den Wie­der­auf­bau nach dem Fast­ab­stieg 2001 krön­te —  Vize­meis­ter und Deniz Undav soll­te mit sei­ner Ein­schät­zung nach dem Pokal­spiel in Lever­ku­sen recht behal­ten. Der VfB gehört zu den bes­ten bei­den deut­schen Mann­schaf­ten.


OneFootball Videos


Es ist schwer, in Wor­te zu fas­sen, wie per­fekt die­ser 34. Spiel­tag der Bun­des­li­ga-Sai­son 2023/2024 aus VfB-Sicht war. Ser­hou Gui­ras­sy bau­te mit zwei Toren sei­ne atem­be­rau­ben­de Bilanz ein wei­te­res Mal aus und vor allem das 1:0, als er den Ball im Zusam­men­spiel mit Enzo Mil­lot durch den Glad­ba­cher Straf­raum zau­ber­te zeigt die gan­ze Klas­se die­ser Mann­schaft. Alex Nübel durf­te sich in der Druck­pha­se der Borus­sia nach der Pau­se noch ein­mal aus­zeich­nen und zwi­schen­durch traf der VfB immer mal wie­der das Alu­mi­ni­um oder tes­te­te den Glad­ba­cher Tor­hü­ter. Das aus­ge­rech­net Silas, der schon  gegen Bay­ern groß auf­spiel­te mit einer über­leg­ten Vor­la­ge und im Anschluss mit einem wahn­wit­zi­gen Solo den Deckel auf die­ses Spiel mach­te, ist fast zu schön um wahr zu sein. Was für eine fan­tas­ti­sche Mann­schaft. Was für eine fan­tas­ti­sche Sai­son, was für ein schö­ner Abschluss für Phy­sio­the­ra­peut Ger­ry Wörn, der 1977 mit dem VfB in die Bun­des­li­ga auf­stieg und ab 1990 ins­ge­samt 34 Jah­re lang für die Mann­schaf­ten im Brust­ring da war. Und wenn wir die Spie­ler loben, die dem VfB (hof­fent­lich) erhal­ten blei­ben, dann muss man nach die­ser Spiel­zeit auch Akteu­ren wie Rober­to Mas­si­mo, Gen­ki Hara­guchi, Mah­moud Dahoud, Flo­ri­an Schock und Li Egloff Tri­but zol­len, denn auch sie hat­ten Ihren Anteil. Vor allem bei Li Egloff, aber auch bei Tech­nik­trai­ner Nate Weiss ist der Abschied schon ein biss­chen scha­de, auch wenn bei Li irgend­wann abseh­bar war, dass es für einen neu­en Ver­trag nicht reicht.

73 Punkte!

Die 90 Minu­ten des letz­ten Spiel­tags zu top­pen war schwer, aber die Fei­er­lich­kei­ten nach Abpfiff setz­ten die­sem traum­haf­ten VfB-Tag die Kro­ne auf. Nach­dem gegen die Bay­ern zum ers­ten Mal seit einer gefühl­ten Ewig­keit jemand ande­res als die Vor­sän­ger auf dem Vor­sän­ger­po­dest stand, platz­te das Stim­mungs­zen­trum der Kur­ve am Sams­tag­nach­mit­tag aus allen Näh­ten. Dass dort oben nicht nur Kapi­tän Wal­de­mar Anton und Top­tor­schüt­ze Ser­hou Gui­ras­sy, son­dern mit Deniz Undav und Alex Nübel auch zwei Spie­ler Platz fan­den, die “nur” aus­ge­lie­hen sind, zeigt, wie sehr sich die Jungs in die Her­zen der Fans gespielt, geschos­sen und gef­aus­tet haben. Wer Nübel hört, der irgend­wann sein ver­dien­tes Bier ein­for­der­te und es in Stie­fel­form gereicht bekam oder Deniz Undav, der im Inter­view mit VfBtv eine Ent­schul­di­gung dafür ein­for­dert, dass ihm sei­ne Ein­schät­zung nach dem Pokal­spiel (sie­he oben) nie­mand geglaubt hat, der muss sowie­so hof­fen, dass der VfB irgend­wo noch eine Gold­gru­be oder eine Ölquel­le fin­det, um die bei­den für immer hier zu behal­ten.

Ich bin emo­tio­nal noch zu sehr vom letz­ten Spiel geprägt, als dass ich schon in der Lage wäre, auf die gesam­te Sai­son zurück­bli­cken, auf jeden ein­zel­nen der ins­ge­samt 73 (!!!) errun­ge­nen Punk­te oder jedes der 78 geschos­se­nen Tore (!!!). Der VfB hat so vie­le Rekor­de in die­ser Sai­son gebro­chen, dass es einem schwind­lig wird und hat punk­te­mä­ßig die bes­te Bun­des­li­ga-Spiel­zeit der Ver­eins­ge­schich­te bestrit­ten. Dass wir das nach all den Jah­ren der Mise­re, der schlech­ten Lau­ne, der Trau­er, nach zwei Abstie­gen und zwei teil­wei­se müh­sa­men Zweit­li­ga-Jah­ren noch erle­ben dür­fen, ist phä­no­me­nal. Es gibt seit die­sem oben erwähn­ten 3:3 gegen Bie­le­feld nur weni­ge Spie­le in mei­ner Fan­kar­rie­re, die an die­sen Nach­mit­tag her­an­kom­men. Und uns ste­hen ja noch eini­ge schö­ne Momen­te bevor. Und damit mei­ne ich nicht mal das Spiel um den Super­cup, soll­te Lever­ku­sen das Dou­ble holen, son­dern den Wett­be­werb, des­sen Hym­ne nach dem Spiel von Sta­di­on-DJ Jamie Lewe­ling auf­ge­legt wur­de, was bei mir direkt für Gän­se­haut sorg­te. Der VfB spielt nach all der Schei­ße wie­der inter­na­tio­nal und nicht irgend­wo, son­dern in der Cham­pi­ons League, Zitat Sebas­ti­an Hoe­neß: “Ver­damm­te Schei­ße!”

Unfass­bar. Was ein Tag. Was eine Sai­son. Lasst uns die­sen Moment aus­kos­ten, so lan­ge es geht.

Zum Wei­ter­le­sen: Der Ver­ti­kal fin­det den VfB nach die­ser Sai­son Ein­fach meis­ter­haft und will noch nicht nach Hau­se, denn: “Die Sai­son wer­den wir nie ver­ges­sen. Sie wird immer in uns wei­ter­le­ben. Weil sie so nie wie­der kom­men wird. Weil der VfB eine uner­war­te­te Schön­heit her­ge­stellt hat, die Sze­ne für Sze­ne, Spiel für Spiel in einem Augen­blick ent­stand und im nächs­ten bereits ver­ging – und doch für immer bestehen bleibt. In Sta­tis­ti­ken, Tabel­len und viel wich­ti­ger in unse­ren Erin­ne­run­gen und Erzäh­lun­gen.” Stuttgart.international, des­sen Blog­na­me jetzt end­lich Wirk­lich­keit wirdm sieht eine Mann­schaft für die Geschichts­bü­cher.

Titel­bild: © Alex­an­der Hassenstein/Getty Images

Impressum des Publishers ansehen