Wenn Träume fliegen lernen – der größte Abend des José Luis Mato Sanmartín | OneFootball

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REAL TOTAL

·9 May 2024

Wenn Träume fliegen lernen – der größte Abend des José Luis Mato Sanmartín

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Beim CL-Finale 2022 in Paris noch als Fan, schoss Joselu seinen Herzensverein zwei Jahre später ins Finale – Foto: THOMAS COEX/AFP via Getty Images

Profidebüt und Beginn einer Odyssee

In der Saison 2010/11 war José Luis Mato Sanmartín – kurz Joselu – neben Álvaro Morata der beste Torschütze der Real Madrid Castilla. Dank seiner Tore und Leistungen rückte der damals 21-jährige Mittelstürmer in den Fokus der ersten Mannschaft und wurde tatsächlich kurz vor Saisonende von José Mourinho erstmals in den Profikader berufen. Am 21. Mai 2011 debütierte er in der ersten Mannschaft und wurde für die letzten zehn Minuten des Liga-Heimspiels gegen Almería für Karim Benzema eingewechselt – nach einer Flanke von Cristiano Ronaldo traf der gebürtige Stuttgarter sofort zum 8:1 für die Königlichen. Ein verheißungsvolles Debüt! In der Folgesaison durfte Joselu noch einmal in der Copa del Rey ran und traf auch bei seinem zweiten Einsatz als Profi im Heimspiel gegen das unterklassige Ponferradina. Zu mehr sollte es damals nicht reichen, zu stark war einfach die Konkurrenz im Offensivensemble der Königlichen um CR7, Benzema, Gonzalo Higuaín und Ángel di María. Im Sommer 2012 zog es den Angreifer daher in die große weite Welt, und es war der Beginn einer großen Reise: Über die Bundesliga-Stationen TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und Hannover 96 ging es nach England zu Stoke City und Newcastle United, bevor es ihn im Sommer 2019 wieder nach Spanien zog. In all der Zeit blieb Joselu aber immer Fan seines Heimatvereins, erkundigte sich manchmal sogar auf Twitter nach Streaming-Möglichkeiten, um Spiele von Real Madrid verfolgen zu können – folgt sogar seit seiner Bundesliga-Zeit und bis heute REAL TOTAL.


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Zwei Abstiege und ein Champions-League-Finale als Fan

Bei der Rückkehr ins Heimatland zog es den Mittelstürmer zunächst zu Deportivo Alavés, wo er 36 Tore in drei Jahren erzielte. Nach dem Abstieg des baskischen Vereins am Ende der Saison 2021/22 ging es dann zu Espanyol, denn für die zweite Liga war Joselu doch zu gut. Doch bevor er bei seinem neuen Verein anheuerte, unterstützte der ehemalige Canterano seinen Herzensverein beim Finale der Champions League gegen den FC Liverpool am 28. Mai 2022 in Paris – als Fan. Der Schwager von Daniel Carvajal postete glückselige Fotos auf Social Media und zelebrierte den 14. Triumph in der Königsklasse wie jeder andere Fan auch. Nie machte er einen Hehl daraus, dass Real Madrid seine große Liebe ist, an eine Rückkehr an die Concha Espina als Spieler dachte zu dem Zeitpunkt jedoch kaum jemand, immerhin war Joselu schon 32 Jahre alt und schien nicht das Format für den Weltverein zu haben. Bei Espanyol spielte der Galizier anschließend die bis dato beste Saison seiner Karriere – mit 16 Saisontreffern war er hinter Robert Lewandowsky und Benzema der drittbeste LaLiga-Torschütze 2022/23. Von 2021 bis 2023 erzielte nur Benzema mehr Tore in LaLiga! So kam er im März 2023 zu seinem ersten Länderspiel, bei dem er direkt doppelt einsetzte. Seine Bilanz: zehn Länderspiele, fünf Tore, darunter der Siegtreffer im Nations-League-Halbfinale, und ein Titel. Trotzdem wurde parallel der Abstieg seines Arbeitgebers besiegelt, während Real Madrid zeitgleich Ausschau nach einem Backup für Benzema hielt, und tatsächlich wurde das Eigengewächs für 1,5 Millionen Euro auf Leihbasis für ein Jahr verpflichtet.

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Am 21. Mai 2011 feierte Joselu mit Cristiano Ronaldo und Co. sein Profidebüt – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Träume werden Wirklichkeit

Für den inzwischen 33-Jährigen ging damit ein Traum in Erfüllung, er war im Spätherbst der Karriere wieder beim Verein seines Lebens. Nie hätte er sich beschwert, wenn er in der laufenden Saison überhaupt nicht eingesetzt worden wäre, aber manchmal meint es das Schicksal gut mit Menschen, die hart an sich arbeiten und an ihre Träume glauben. Durch den plötzlichen Abgang Benzemas war Joselu plötzlich der einzige gelernte Mittelstürmer im Kader von Carlo Ancelotti, und aus dem Lebenstraum wurde auf einmal die Gelegenheit seines Lebens. Der italienische Coach gab ihm von Beginn der Saison regelmäßig Einsatzminuten und Joselu packte die Chance(n) beim Schöpfe. Auch wenn er vom Talent und seinen technischen Fähigkeiten mit den meisten der Blancos nicht mithalten kann, gleicht der mittlerweile 34-Jährige alles durch seinen Einsatz und vor allem durch die bedingungslose Zuneigung zum Verein aus. Mit bisher 16 Toren und drei Vorlagen in 46 Einsätzen (1.912 Minuten) hat er bereits einen enormen Beitrag zu einer überragenden Saison der Königlichen geleistet. Fast noch wichtiger ist aber seine Rolle und Aufgabe als Träger der Real-Madrid-DNA. Es sind Spieler wie Joselu, Lucas Vázquez und Nacho Fernández, die die Seele dieses Vereins verkörpern. Die ehemaligen Canteranos sind es, die das Real-Gen in sich tragen und anderen Kollegen einimpfen. Solche Spieler und Persönlichkeiten sind ein wichtiger Baustein, auf dem der Mythos Real Madrid begründet wurde. Der Verein steht bei Ihnen immer an erster Stelle, sie denken immer mehr an ihre Kollegen als an sich selbst, sie sind die Hüter der beinahe mystischen Aura, die den Verein seit Jahrzehnten umgibt. Sie sind nicht die talentiertesten und besten Spieler, für das Gebilde Real Madrid sind sie aber die Größten.

Selbst wenn es bei Joselu nicht läuft, er auch die eine oder andere Torgelegenheit liegen lässt, steckt er nie auf. Er macht immer weiter und irgendwann wird er belohnt und trifft dann doch, wie am vergangenen Samstag mit seinem 3:0-Schlusspunkt gegen Cádiz. Das klingt doch sehr nach Real Madrid. Auch das, was er am Mittwoch zu sagen hatte: „So fühlt es sich an, Madridista zu sein. Ich hatte die Gelegenheit, den Klub von außen zu unterstützen und jetzt erlebe ich es von innen heraus.“

Manchmal gibt das Schicksal dann für diese Einstellung noch einen aus, wie am späten Abend des 8. Mai 2024 im Estadio Santiago Bernabéu, als José Luis Mato Sanmartín seine große Liebe ins Champions-League-Finale geschossen hat. Die beiden Last-Minute-Treffer gegen Bayern sind der vorläufige Höhepunkt des Fußballmärchens des Joselu, der mit der Supercopa de España und LaLiga die ersten beiden Klub-Titel seiner Karriere gewonnen hat. Und wer weiß, vielleicht hält der 1. Juni in London noch weitere eine besondere Pointe für den Fan aus Paris bereit. So oder so – es sollte keinen Zweifel daran geben, dass Joselu sich eine weitere Saison bei seinem Verein mehr als verdient hat.

Joselus Zahlen 2023/24

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