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Helge Wohltmann·11. November 2018
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Helge Wohltmann·11. November 2018
Im Angesicht des gestrigen Auftritts mag diese These etwas überraschend kommen. Zumindest der Zeitpunkt. Doch was haben wir gestern wirklich gesehen? Es war eine Bayern-Mannschaft, die es nicht schaffte, Borussia Dortmund zu bezwingen, obwohl sie ihren vielleicht besten Auftritt der Saison hinlegte. Viel besser wird es also nicht mehr werden und trotzdem konnten sie nicht gewinnen.
Dass die Spieler grundsätzlich in der Lage sind, mit den besten Teams mitzuhalten, haben sie in den ersten 45 Minuten gezeigt, in denen auch die gut gewählte Taktik von Niko Kovač aufging. Dann entschied er sich auf Konter zu spielen und in der Halbzeit passierte genau das, was in dieser Saison schon so oft passierte. Kovač wurde von seinem Gegenüber ausgecoacht. Lucien Favre brachte Mahmoud Dahoud für Julian Weigl und stärkte damit das BVB-Mittelfeld, um in die Lücken in der Bayern-Formation zu stoßen.
Als die Dortmunder immer gefährlicher wurden und mit dem ebenfalls eingewechselten Paco Alcácer mehr und mehr Torgefahr entwickelten, reagierte Kovač hingegen gar nicht. In der 66. Minute holte er den angeschlagenen Mats Hummels positionsgetreu vom Platz und wechselte dann erst wieder, als die Borussia mit 3:2 in Führung gegangen war. Favre zeigte ihm, wie man es macht und drehte damit die Partie.
Bayern hat damit nach elf Spieltagen bereits sieben Punkte Rückstand auf den BVB. Was die beiden FCB-Siege in der Champions League gegen AEK Athen überdeckten, ist die Tatsache, dass sie nur zwei ihrer letzten sieben Bundesliga-Spiele gewinnen konnten.
Eines sollte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge besonders Sorgen machen: Noch nie in der FCB-Geschichte holte man sieben Punkte Rückstand nach elf Spieltagen noch auf. Die Meisterschaft können sie theoretisch also schon mal so gut wie abschreiben.
Das muss sich Kovač vor allem fragen lassen. Warum braucht es ein Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund, damit die Bayern-Stars endlich mal wieder Vollgas geben? Warum gelingt es ihm nicht, seine Spieler auch gegen kleinere Gegner so zu motivieren, dass sie mit dem gleichen Einsatz auf dem Rasen stehen?
Wenig lässt darauf schließen, dass er es schafft, diese Einstellung über einen längeren Zeitraum zu konservieren. Die Spieler sind unzufrieden und äußerten bereits öffentlich Kritik an seiner Taktik: „Wir halten uns mit zu vielen Spielern in völlig ungefährlichen Räumen auf“, sagte Mats Hummels laut ‚Welt‘ nach der 0:3-Niederlage gegen Mönchengladbach. „Das ist immer wieder der Fall.“
Auch dass immer wieder Interna nach Außen getragen werden, zeugt nicht vom Zusammenhalt dieser Mannschaft. Und es deutet nichts daraufhin, dass diese grundsätzlichen Probleme gelöst sind oder aber, dass Kovač überhaupt in der Lage wäre, sie zu lösen.