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Onefootball·13. Mai 2019

10 Gründe, warum wir den Amateurfußball über alles lieben

Artikelbild:10 Gründe, warum wir den Amateurfußball über alles lieben

Blutgrätschen aller Klassen vereinigt euch! Champions League kann jeder, dabei schlägt das Herz des Fußballs ganz unten in den Kreisligen der Republik. Eine Liebeserklärung.

Am 25. Mai ist der „Finaltag der Amateure”. Alle 21 Landespokalfinals finden an diesem Tag ab 10:30 Uhr statt. Unterstützt wird die Aktion von Volkswagen. Denn Fußball, das sind wir alle.


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Mut zum Versagen

Während der Profifußball nach Perfektion strebt und dabei mitunter anstrengend wirkt, ist eine gepflegtes Luftloch mit anschließender Vollgesichtsbremse in der Kreisliga mehr wert als ein Tor. Warum? Weil man im Amateurfußball das machen darf, was einem in Schule, Job oder Familie oft negativ ausgelegt wird: Fehler. Noch besser, die Fails des Fußballalltags werden nirgends liebevoller kultiviert als in den Kreis-, Bezirks- oder Landesligen. Denn während man beim Anblick der Champions League oft denkt: „Ist das noch der gleiche Sport, wie der, den ich betreibe?“, ist ein Blick auf den keuchenden Nebenmann, der bereits in der sechsten Minute die Arme in die Hüften stemmt, erfrischender als ein kaltes Bananenweizen. Hier unten sind alle gleich. Gleich schlecht, gleich kurzatmig, gleich verliebt in das Spiel an sich.


Die Fans

Sich um 11 Uhr morgens am Seitenrand irgendeines Ascheplatzes in Thüringen die nagelneue Winterjacke vollnieselregnen zu lassen, erfordert weitaus mehr Liebe zum Fußball, als sich feist auf die heimische Couch zu klemmen, um sich von der Bundesliga berieseln zu lassen. Ja, wer rausgeht, um die gurkige Kreisligatruppe um die Ecke durch bloße Präsenz – und ein handelsübliches Maß an Pöbelei – zu supporten, tut weit mehr für den Erhalt dieses wunderbaren Spiels als es jeder Pay-TV-Abonnent jemals tun könnte. Also: Tut es!


Die Ehrenamtler

Trikots waschen, Würstchen braten, den Platz abkreiden: Im Amateurfußball gilt stets das Motto „Einer muss es ja tun!“. Nur gut, dass jeder Verein noch seine Originale hat, die den Alltag am Laufen halten. Das Problem: Der Nachwuchs will den Scheiß nicht machen. Warum eigentlich? Wo sonst kannst Du noch selbst was auf die Beine stellen und nach deinen Vorstellungen gestalten, wenn nicht beim Heimatverein um die Ecke? Also, Arsch hochkriegen, mitmachen, nicht immer „Warum“ fragen. Denn einer muss es ja tun. Warum nicht Du?


Keine Ausrede ist zu blöd

Muss im Profifußball schon mindestens schlechtes Licht oder der böse VAR als Ausrede für eine miese Leistung herhalten, vertraut man im Amateurfußball lieber auf gut erdachte Halbwahrheiten. Auch wenn es wehtun kann. Ja, ganz unten steckt man mitunter mehr Energie in eine gute Ausrede als ins Konditionstraining. Da kann die Oma sechs Mal im Jahr 80 werden oder die Katze spontan ins Wachkoma gefallen sein – obwohl der Spielmacher gar keine Katze hat. So viel Kreativität wird selbst vom Trainer mit einer anerkennenden Strafrunde beim nächsten Training belohnt. Manchmal sind sich aber selbst die Trainer für herrlich-ehrliche Aussagen nicht zu schade. Hier ein Beispiel:


Traumtore, die jeder schießen kann

These: Wer einer vergurkten Freistoßvariante in Ostfriesland nicht mehr Faszination abgewinnen kann als jedem beliebigen Tor von Lionel Messi, der hat den Fußball nie geliebt. Denn mal ehrlich, die Schönheit des ungelenken Rumstocherns liegt uns allen doch deutlich näher als irrwitzige Rabonas in des Gegners Winkel, oder?


Innovation ist gern gesehen

Kurzes Gedankenspiel: Wann hast du zum letzten Mal einen Bundesligaspieler einen Ball holen sehen? 1991? Heute stehen die feinen Herren immer nur hektisch am Seitenrand und lassen sich die Pille vom Balljungen butterweich in die Arme werfen. Wie lächerlich. Ganz unten gilt: Wer nix hat, muss improvisieren. Und in der Kreisliga hat man eben selten was – außer Bock auf Fußball. Da werden die Bälle noch selbst aus dem angrenzenden Fluss geangelt, Rathausbalkone selbst gezimmert, Auswärtstrikots gepinselt und manchmal auch dem Linienrichter ein, nennen wir es Winkelement zur Verfügung gestellt, das zumindest seinen Zweck erfüllt. Herrlich!


Die Schiris

Sie haben Adleraugen, allwissende Regelkenntnis und meistens Tennisschuhe an: Schiris im Amateurfußball. Eine besondere Spezies, die hauchdünnes Abseits auch aus 45 Metern genau erkennt und meist den Bewegungsradius einen angeschickerten Faultiers hat. Ihr natürliches Habitat ist der Mittelkreis. Aber mal ehrlich: Die Götter in Schwarz dienen allzu oft als Blitzableiter für den täglichen Frust der Amateurkicker. Und wer sich für 20 Euro Fahrtgeld von 22 wildgewordenen Hobbykickern bepöbeln lassen muss, der darf auch zwei bis fünfmal im Spiel falsch liegen, oder? Für uns sind sie fraglos Legenden, ohne die in der Kreisliga nix geht. Danke für alles, ihr Pfeifen!


Die Sprüche

„Immer der Neuner!“, „Der hat schon Gelb!“, „Leeeoooo!“: Wem bei diesen kernigen Aussagen nicht sofort das Herz aufgeht, der muss zum Mannschaftsarzt. Nirgendwo gibt es mehr Verbalfouls als auf den Amateurfußballplätzen, nirgendwo zählt das letzte Wort mehr als ganz unten. Denn Amateurfußball ist nicht nur Sport, sondern auch lyrischer Alltagserguss. Ein ordentliches Verbalduell auf Asche kann mitunter inspirierender sein als ein Motivationsvideo von Kollegah. Ist zudem auch deutlich billiger. Bosshaft!


Die Platzwärte

Sie sind die heimlichen Diktatoren des Vereins und nicht selten Kultfiguren. Mit störrischer Ruhe sperren sie den Rasenplatz, obwohl seit 14 Tagen die Sonne scheint. 15 Minuten vor Spielbeginn blocken sie den Strafraum, um ihren geliebten Rasen zu schützen. Sie sagen nie etwas und wenn dann brüllen sie. Und zwar: „Klappe halten!“ oder „Macht euren Scheiß doch alleine!“.  Platzwärte machen sich die Hände schmutzig, wenn die Spieler längst das neunte Feierabendbier trinken. Nicht selten haben Platzwärte aber auch selbst schon vor der Arbeit leicht getankt, das Ergebnis kann man hier bestaunen:


Die Verletzungen

In der Kreisliga hat eine gepflegte Leistungszerrung mehr medizinische Stellenwert als ein angerissenes Syndesmoseband. Ja, auch bei den Wehwehchen sind Amateurfußballer auf Details versessen. Nicht selten gilt aber ohnehin die Regel: Solange das Bein nicht abfällt, kann gespielt werden. Im Amateurfußball horcht man zwar sehr oft in den eigenen Körper rein, ignoriert aber geflissentlich seine Hilfeschreie, weil Tigerbalsam, Pferdesalbe und Restalkohol eben noch jede Verletzung geheilt haben. Falls nix mehr hilft, hilft Eisspray. Isso! Mancher Schmerz kann aber selbst durch diese Allheilmittel nicht vertrieben werden:


Diese Berichterstattung ist von Volkswagen finanziert