Warum man die Frankfurter Fans für ihren Protest loben muss | OneFootball

Warum man die Frankfurter Fans für ihren Protest loben muss | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Benjamin Kuhlhoff·19. Februar 2018

Warum man die Frankfurter Fans für ihren Protest loben muss

Artikelbild:Warum man die Frankfurter Fans für ihren Protest loben muss

Die Angst ging um vor dem ersten Montagsspiel der Saison. Am Ende gab es ein paar Verlierer und einen großen Gewinner: die organisierten Fans.

Was war nicht alles gemutmaßt worden im Vorlauf des heiß diskutierten Montagsspiels zwischen Leipzig und Eintracht Frankfurt. Platzsturm, Spielabbruch, Weltuntergang. Mindestens. Gerade der Frankfurter Fanszene, die sich vor Jahren noch selbst als „Randalemeister“ abfeierte, war jedes Schreckenszenario zuzutrauen.


OneFootball Videos


Doch am Ende muss man ein großes Lob an die organisierten Fans am Main aussprechen. Sie nutzten die größtmögliche Bühne nicht etwa, um Chaos zu stiften, sondern, um zu zeigen, wie kreativer und nachhaltiger Fanprotest aussehen kann – ohne den Fan-Kritikern noch zusätzlich Futter zu geben.

Hey DFB, es geht – wenn man will!

Auch den Frankfurter Verantwortlichen um Axel Hellmann gebührt natürlich Lob für das Handling mit den Ultras. Statt knüppelhart zu sanktionieren und lautstark über die Fans zu jammern, wurde einfach mit ihnen geredet – und ein Kompromiss gefunden. Lieber DFB: Ja, das geht. Offenbar sogar sehr gut.

So erzwangen die Frankfurter Fans wie angekündigt eine Verzögerung des Anpfiffs und sorgten zudem für ein Novum: Noch nie zuvor durften Fans während des Anpfiffs im Innenraum ihre Plakate und Spruchbänder präsentieren – bis zu diesem Montagabend.

Auch Dank eines extrem entspannten Schiedsrichters Felix Zwayer, der die Dinge vor dem Anpfiff geschehen ließ, lief alles ruhig und ohne Ausschreitungen oder Probleme. Durchaus nicht normal, in diesen aufgeheizten Zeiten.

Und als die Fans sich dann nach exakt zwei Minuten und freundlicher Aufforderung des Stadionsprechers kontrolliert und friedlich auf die Ränge zurückzogen, um von dort mit gellenden Pfiffen ihrer Wut Luft zu machen und ihr Anliegen mit einem möglichst nervigen Soundtrack zu untermalen, war es eindeutig: organisierte und konstruktive Kritik von den Rängen ist möglich und hat eine beeindruckende Wirkung. Hut ab!

Sammer macht den Deckel zu

Nun mag man den Tennisballprotest zu Start der zweiten Halbzeit albern finden, Leipzig Stefan Ilsanker nannte ihn gar „dumm“, was sein gutes Recht ist. Aber auch diese Form des Protests verfehlte seine Wirkung nicht und war dabei mindestens so plakativ wie die eilig zusammengezimmerten Verteidigungspressemitteilungen der DFL. Und doch meilenweit entfernt vom doch recht stumpfen „Fick Dich, DFB“-Gebrülle aus der Hinrunde. Gut so.

Das letzte Wort zum Thema hatte beim übertragenden Sender „Eurosport“ dann Matthias Sammer. Dass der Ex-Motzki nicht nur ein formidabler Fernsehanalytiker, sondern ein Mann mit Verstand ist, erkennt man an seinen weisen Worten: „Die Verantwortlichen des DFB sollten sich nicht beleidigt zurückziehen, sondern ich mal stellen. Sie sollen mal erklären, welche Richtung das nehmen soll, damit wir nicht Woche für Woche über ein neues Thema diskutieren müssen oder gar am Ende den Fans die Schuld an der Situation geben.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Bedauerlicherweise verstarb nach dem Spiel ein Fan nach einer Herzattacke auf den Rängen. Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen und Freunden.